Warum Austin so schnell wächst

Austin, Texas ist die am schnellsten wachsende Stadt der USA. In den letzten 20 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl von knapp 1,3 Millionen auf ca. 2,2 Millionen Personen erhöht. Ein Großteil der Neubürger ist auf Zuwanderung zurückzuführen. Bis 2050 wird mit 4,5 Millionen Einwohnern gerechnet. Diese Veränderungen zeigen sich auch am Stadtbild. Doch warum zieht gerade das bisher immer im Schatten von Houston stehende Austin so viele Personen an?

Durch die Anziehungskraft der Metropolregion Austin insbesondere für junge, gut ausgebildete Fachkräfte übertrieb die Bevölkerungszahl im Jahr 2015 erstmals die Zahl von zwei Millionen. Knapp 7 Prozent der Einwohner Austins wohnten im Vorjahr in einer anderen Stadt. Dies stellt den dritthöchsten Wert aller US-Großstädte dar.

5 Gründe warum Austin boomt

Austin ist Regierungssitz

Seit 1839 ist Austin Hauptstadt von Texas. Das Kapitol von Austin ist sogar sechs Meter höher als das in Washington. Alleine dadurch werden in regierungsnahen Stellen zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Nicht zuletzt lassen sich weitere Firmen nieder, welche die Nähe zur Politik suchen.

Die Unternehmen in den „Silicon Hills“

Aufgestiegen zum IT-Standort ist Austin bereits seit den 80-er Jahren, ein junger Studienabbrecher namens Michael Dell nördlich von Austin in Round mit 1.000 Dollar Startkapital die nach ihm benannte Firma Dell gründete. 1984 begann die Produktion von Hardware. Mittlerweile zählt Dell knapp 160.000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt, der Hauptsitz befindet sich aber nach wie vor in Round Rock, rund 30 Kilometer nördlich der Innenstadt Austins. Entlang der I-35 in Nord-Süd-Richtung vollzog sich anschließend auch das größte Wachstum der Stadt. Georgetown und Pflugerville sind hier die größten Profiteure.

Nur wenige Jahre später siedelten sich mit Unternehmen wie Motorola, IBM und Texas Instruments weitere Schwergewichte der IT-Branche in Austin an. 1986 wurde bereits die „South by Southwest“ ins Leben gerufen, welche mittlerweile zu den weltweit bedeutendsten Veranstaltungen im Bereich neue Medien zählt und in der ganzen Welt beachtet wird. 2018 beispielsweise nutzte Elon Musk die SXSW als große Bühne:

Angesichts der zahlreichen für die IT-Branche attraktiven Standortfaktoren (Nähe zu anderen IT-Unternehmen, Veranstaltungen, Wetter, Infrastruktur, Bildungseinrichtungen etc.) haben sich über die Jahre zahlreiche Hightechfirmen in Austin niedergelassen. Aus diesem Grund wird das High-Tech-Cluster im hügeligen Westen Austins in Anlehung an das kalifornische Silicon Valley auch als Silicon Hills bezeichnet:

Bildquelle: https://blog.moove-it.com/wp-content/uploads/2018/01/silicon-hills-austin-software-development-1.jpg

Die University of Texas

Texas zählt drei Verbünde staatlicher Universitäten: die University of Texas, Texas A&M University sowie die Texas Tech. Die beiden letztgenannten befinden sich in College Station bzw. Lubbock. Die University of Texas im Zentrum Austins zählt zu den besten staatlichen Universitäten der USA und brachte bereits 12 Nobelpreisträger hervor. Es handelt sich bei ihr außerdem um ein herausragendes Zentrum für akademische Forschung. Diese Vielzahl an herausragend ausgebildeten Fachkräften ist für zahlreiche Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor.

Die Lebenshaltungskosten

Austin liegt auf Platz 21 der teuersten Städte Nordamerikas in Hinblick auf den Quadratmeterpreis. Kostet ein Quadratmeter für eine Wohnung im Stadtzentrum in New York im Jahr 2018 knapp 15.000 US-Dollar, sind es in Austin nur rund 4.300 Dollar. Damit liegt Austin weit hinter Städten wie New York, San Francisco, Boston, Los Angeles Seattle oder San Diego (Quelle: numbeo.com 2018).

Anhand des Quadratmeterpreises und weiterer Kennzahl kann der Living Cost Index berechnet werden. Diesem zufolge liegt Austin erst auf Platz 46 aller nordamerikanischen Städte.

Das Image der Stadt

Das Image von Austin ist als weicher Standortfaktor schwer zu messen. Austin gilt jedoch als äußerst „hip“ und attraktiv für jüngere Leute. Das offizielle Motto von Austin lautet Live Music Capital of the World, was sich in der Vielzahl der, teilweise sogar kostenlosen, Bars mit Livemusik zeigt.

Außerdem gilt Austin im äußerst konservativ geprägten Texas als liberale „Insel“, was zurückzuführen ist auf die große Universität und die Vielzahl an Entwicklern von der West- und Ostküste des Landes, die traditionell eher links denken. Der ehemalige Gouverneur von Texas Rick Perry beschrieb Austin daher einmal als „the blueberry in the tomato soup“, da hier die Demokraten im ansonsten so republikanischen Texas zu finden sind.

Nicht zu unterschätzen ist auch das Klima der Stadt mit vergleichsweise milden Wintern, heißen Sommern und wenig Regen.

Klima Austin
Bildquelle: https://www.iten-online.ch/

Die Zusammensetzung der Bevölkerung

Austin ist insbesondere Anziehungspunkt für Studierende und junge Arbeitnehmer aus dem ganzen Land. Dies zeigt sich auch in der Bevölkerungszusammensetzung. So sind sowohl im Vergleich zu Texas als auch zu den gesamten USA die 25 – 44-Jährigen überrepräsentiert, wohingegen die ab 65-Jährigen unterrepräsentiert sind.

Wie sich das Stadtbild veränderte

Die folgenden vorher-nachher-Aufnahmen zeigen, wie sehr sich das Stadtbild Austins in den letzten Jahren durch den Boom veränderte:

Quellen

Austin Chamber (2018): Population overview. Austin.

Austin.com (2015): This is How Austin Became One of America’s Fastest-Growing Cities.

Otet, Ama (2015): Austin’s Skyline is Booming. RentCafé Blog.

Dean, Jay (2019): Austin, Texas Skyline changes 2001 – 2019.

numbeo.com (2018): America: Prices by City of Price per Square Meter to Buy Apartment in City Centre.