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Wie verlief der demographische Transformationsprozess in Deutschland?
Der Demographische Übergang (auch demographischer Transformationsprozess) in Deutschland verlief typisch mit den fünf Phasen: prä-, früh-, mittel, spät– und posttransformative Phase.
Der Demographische Übergang wird maßgeblich bestimmt durch Geburtenraten, Sterberaten, sowie Eheschließungen. Die nächste Abbildung zeigt daher den Verlauf dieser Kennzahlen seit 1940.
1. Die prätransformative Phase
Wann?
1820 – 1870
Was passiert?
Hohes Geburten- und Sterbeniveau. In dieser Epoche arbeitet eine Vielzahl der Personen in der Landwirtschaft.
- es herrschen schlechte hygienische Bedingungen
- geringe medizinische Kenntnisse bei der Bevölkerung und den Ärzten
- die Leute haben einen geringen Bildungsstand
- die Ernährungssituation war mangelhaft
- eine Vielzahl an Kindern dienten als billige Arbeitskraft und soziale Absicherung für das Alter.
2. Die frühtransformative Phase
Wann?
1877 – Anfang 20. Jahrhundert
Was passiert?
Die Sterbeziffer sinkt, die Geburtenziffer bleibt hoch.
- die Ernährung der Einwohner verbessert sich dank Fortschritten in der Landwirtschaft
- die Dampfmaschine verbessert die Nahrungsverteilung bei Missernten
- es gibt eine bessere Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung
- in der Medizin werden weiter Fortschritte gemacht: dank Schutzimpfungen geht die Zahl der Toten zurück
3. Die mitteltransformative Phase
Wann?
Beginn des 20. Jahrhunderts – ca. 1920
Was passiert?
Die Sterberate fällt deutlich, die Zahl die Geburtenziffer geht auch zurück. Es ist eine Epoche mit vielen sozialen Neuerungen:
- Verbot der Kinderarbeit
- Einführung der Schulpflicht
- Errichtung des sozialen Sicherungssystems durch Bismarck lässt Kinderarbeit überflüssig werden
- Kinder wurden zum Kostenfaktor (hohe Ausbildungskosten)
- medizinische Fortschritte
4. Die spättransformative Phase
Wann?
1915 – 1945
Was passiert?
Die Geburtenrate sinkt weiter und die Sterberate erreicht ein niedriges Niveau, auf dem sie sich einpendelt (die Kriegstoten werden im Modell nicht berücksichtigt)
- medizinische Fortschritte: Erfindung des Penizillin
- technische Errungenschaften: Pkw, Zeppelin, Propellerflugzeuge
- Emanzipation der Frau: von der „Geburtenmaschine“ zur „Karrierefrau“
- Zukunftspessimismus aufgrund der Weltwirtschaftskrise (1929) sorgt für weniger Kinder
Kurzzeitig steigt die Geburtenziffer zwischen 1933-1940 wieder. Dies ist auf die Propaganda der Nazis zurückzuführen (Mutterkreuz etc.).
5. Die posttransformative Phase
Wann?
ab 1945
Was passiert?
Einpendeln der Geburten- und Sterberaten auf niedrigem Niveau.
- stabile soziale Verhältnisse
- medizinischer Standard auf hohem Niveau
Zwischen 1955 und 1960 kommt es zu einem leichten Anstieg der Geburtenzahlen, was auf den „Babyboom“ im Rahmen des Wirtschaftswunders zurückzuführen ist. Außerdem spielen die geburtenstarken Jahrgänge von 1933-1940, die nun ins reproduktionsfähige Alter kommen, eine Rolle.
Mitte der 1960er Jahre fällt die Geburtenziffer dann stark ab (sog. „Pillenknick“).
Nach 1970 fällt das Niveau der Geburten unter das der Sterbeziffer und es kommt zu einem negativen Bevölkerungswachstum.