Die Ökozonen nach Schultz – Definition und Übersicht

Ökozone – Definition

„Ökozonen sind Großräume der Erde, die sich durch jeweils eigene Klimagenese, Morphodynamik, Bodenbildungsprozesse, Lebensweisen von Pflanzen und Tieren sowie Ertragsleistungen in den Agrar- und Forstwirtschaft auszeichnen. Entsprechend unterscheiden sie sich in auffälliger Weise nach dem jährlichen und täglichen Klimagang, den exogenen Landformen, den Bodentypen, den Pflanzenformationen und Biomen sowie den agraren und forstlichen Nutzungssystemen. Ihre Verbreitung auf der Erde ist breitenabhängig und gewöhnlich disjunkt (fragmentiert) auf die Kontinente verteilt“ (Schultz 2016, S. 18)

Die Einteilung der Erde in Ökozonen ermöglicht also das einfache Erfassen des Naturraumes, welche man an einem bestimmten Ort erwarten kann. Die Klassifikation von Jürgen Schultz ist mittlerweile eine der gebräuchlichsten in der Geographie. Er führte den Begriff 1988 ein. Seinem Verständnis nach gibt es auf der Welt 9 Ökozonen.

Die Abbildung fasst den Zusammenhang Temperatur, Niederschlagsmenge und Breitengrad gut zusammen:

Bildquelle: http://1.bp.blogspot.com/_mP6apQATqB4/TNyk9di-PpI/AAAAAAAAAGo/uihAQqL2dT8/s1600/Biome_Comparison.jpg

Ökozonen – Überblick

World ecozones.svg
By Dietzel – own work, using
Richter, M. (2001): Vegetationszonen der Erde. Klett-Perthes, Gotha. 448 S.
Schultz, J. (2000): Handbuch der Ökozonen: Ulmer, Stuttgart. 577 S.
Image:BlankMap-World-alt.svg, CC BY-SA 2.5, Link

Manche Ökozonen sind in Sub-Ökozonen eingeteilt. Nachfolgend eine Übersicht der Ökozonen von Polen zum Äquator. Angeben ist auch die Festlandsfläche und ihr Festlandsanteil an der Erde. Insgesamt liegt die gesamte Landfläche der Welt bei rund 149 Mio. km².

Eine tabellarische Übersicht über alle Ökozonen ist hier zu finden.

Polare / Subpolare Zone

Die polare bzw. subpolare Zone umfasst eine Fläche von 22,0 Mio. km². Das entspricht einem Anteil von 14,8 % am gesamten Festland der Erde. Sub-Ökozonen sind die Eiswüsten (Fläche 16,0 Mio. km²) sowie die Tundren und Frostschuttgebiete (Fläche 6,0 Mio. km²). Alaska beispielsweise liegt teilweise in dieser Ökozone.

Boreale Zone

Die Boreale Zone umfasst eine Fläche von 19,5 Mio. km², was einem Anteil von 13,1 % entspricht. Weite Teile von Kanada liegen in dieser Ökozone.

Feuchte Mittelbreiten

Die Feuchten Mittelbreiten umfassen eine Fläche von 14,5 Mio. km², was einem Anteil von 9,7 % entspricht. Unter anderem Deutschland liegt in dieser Ökozone.

Die Trockenen Mittelbreiten umfassen eine Fläche von 16,5 Mio. km², was einem Anteil von 16,5 % entspricht. Sub-Ökozonen sind die Grassteppen mit einer Fläche von 12,0 Mio. km² und die Wüsten/Halbwüsten auf einer Fläche von 4,5 Mio. km². Kasachstan liegt in dieser Ökozone.

Winterfeuchte Subtropen

Die Winterfeuchten Subtropen umfassen eine Fläche von 2,5 Mio. km², was einem Anteil von 1,7 % entspricht. Sie sind die kleinste Ökozone. Außerdem entsprechen die Winterfeuchten Subtropen weitestgehend dem Mittelmeerklima. Italien ist daher ein Beispiel für ein Land, welches in dieser Ökozone liegt.

Immerfeuchte Subtropen

Die Immerfeuchten Subtropen umfassen eine Fläche von 6,0 Mio. km², was einem Anteil von 4,0 % entspricht. Unter anderem liegt der US-Bundestaat Florida komplett in dem Immerfeuchten Subtropen.

Tropisch / subtropische Trockengebiete

Die Tropisch / subtropischen Trockengebiete umfassen eine Fläche von 31,0 Mio. km², was einem Anteil von 20,8 % entspricht. Sie sind damit die flächenmäßig größte Ökozone. Daher gibt es hier gleich drei Sub-Ökozonen. Die Wüsten und Halbwüsten nehmen dabei mit 18,0 Mio.  km² die größte Fläche ein. Weitere Sub-Ökozonen sind die Winterfeuchten Gras- und Strauchsteppen (Subtropen) mit einer Fläche von 3,5 Mio. km² und die Sommerfeuchten Dornsavannen (Tropen) und Dornsteppen (Subtropen) mit einer Fläche von 9,5 Mio. km². Saudi-Arabien liegt beispielsweise in der Sub-Ökozone Wüsten und Halbwüsten.

Sommerfeuchte Tropen

Die Sommerfeuchten Tropen umfassen eine Fläche von 24,5 Mio. km², was einem Anteil von 16,4 % entspricht. Sub-Ökozonen der Sommerfeuchten Tropen sind die Trockensavannen (Fläche 10,5 Mio. km²) und die Feuchtsavannen (Fläche 14,0 Mio. km²). Angola liegt z.B. in dieser Ökozone.

Immerfeuchte Tropen

Die Immerfeuchten Tropen umfassen eine Fläche von 12,5 Mio. km², was einem Anteil von 8,4 % entspricht. Der Norden Brasiliens (Amazonas) liegt in den Immerfeuchten Tropen. 

Auf den Aufnahmen der NASA erkennt man den jahreszeitlichen Gang in den Ökozonen:

Einschränkungen und Alternative

Obwohl das Modell der Ökozonen nach Jürgen Schultz einen sehr guten Eindruck der zonalen Einteilung der Erde gewährleistet, muss man natürlich auch mit einigen Einschränkungen leben, die sich bei solch einem theoretischen Konstrukt natürlich nicht vermeiden lassen.

Zum einen müssen natürlich Verallgemeinerungen getroffen werden. Faktoren wie Klima, Vegetation, Tierwelt etc. in Irland  unterscheiden sich natürlich von denen in Rumänien. Trotzdem zählt beides zu den Feuchten Mittelbreiten. Dabei muss man auch nicht einmal das Land verlassen, um größere Unterscheide festzustellen. Oft reichen auch nur wenige Kilometer, um die nächste Ausnahme zu finden.

Außerdem ist es schwierig, genaue Abgrenzungen zu treffen. Die Verteilung der Ökozonen auf der Weltkarte ergibt einen regelrechten Fleckenteppich. Blickt man zum Beispiel auf Südindien sieht man, dass der süd-westliche Streifen an der Küste zu den Immerfeuchten Tropen gezählt wird, und nur rund 80 km weiter östlich die Wechselfeuchten Tropen zugeordnet sind. In Wahrheit verläuft diese Grenze aber natürlich nicht so abrupt, sondern geht langsam über. Das sollte man bei der Betrachtung der Ökozonen im Hinterkopf behalten.

Schließlich lässt das Modell der Ökozonen nach Schultz einen ganz wichtigen Faktor komplett außen vor: den Mensch. Kein anderes Lebewesen prägt und verändert die Erde so stark, wie wir es tun. Anstelle von borealen Nadelwäldern finden wir Metropolen wie Toronto, statt tropischen Regenwald mit riesiger Artenvielfalt blicken wir auf Bananenplantagen in Monokultur. Die nordamerikanischen Forscher Ellis and Ramankutty entwickelten daher 2008 eine Einteilung der Erde in „Anthrome“, um den Einfluss des Menschen abzubilden. Das Ergebnis ist eine Einteilung der Erde in 21 Anthrom-Klassen.

Quellen

Schultz, J. (2016): Die Ökozonen der Erde. Stuttgart (UTB). 

Titelbild: Verändert nach Dietzel – own work, using
Richter, M. (2001): Vegetationszonen der Erde. Klett-Perthes, Gotha. 448 S.
Schultz, J. (2000): Handbuch der Ökozonen: Ulmer, Stuttgart. 577 S.
Image:BlankMap-World-alt.svg, CC BY-SA 2.5, Link