Abfluss und Abflussregime

Der Abfluss wird gebildet aus den Komponenten Oberflächen-, Zwischen und Grundwasserabfluss. In quantitativer Hinsicht versteht man darunter das Wasservolumen, das in einer bestimmten Zeiteinheit einen definierten, oberirdischen Fließquerschnitt durchfließt und einem Einzugsgebiet zugeordnet werden kann. Er wird in m³/s oder l/s angegeben (nach Glaser et al. 2016).

Oberflächen- und Zwischenabfluss werden auch als Direktabfluss bezeichnet. Der Oberflächenabfluss (overland flow) fließt dabei dem Vorfluter oberirdisch unmittelbar zu, ohne dass das Wasser vorher in den Boden eingedrungen ist. Er ist daher auch abhängig von der Geländeneigung und die Ursache für Spüldenudation.

Direktabfluss: aus Oberflächen- und Zwischenabfluss

  • Oberflächenabfluss (overland flow): fließt dem Vorfluter oberirdisch unmittelbar
    zu, ohne dass das Wasser vorher in den Boden eingedrungen ist- auch abhängig von der Geländeneigung (→ Ursache für Oberflächenabtrag/Spüldenudation).
  • Zwischenabfluss (Interflow): unterirdisches Wasser gelangt mit geringer Verzögerung zum Gerinneabfluss.

Abflussganglinie und Abflussregime

In der Abflussganglinie werden die an einem Punkt des Flusses kontinuierlich erfassten Abflusswerte dargestellt (nach Glaser et al. 2016).

Abhängig von Faktoren wie Klima, Relief, Vegetation und Geologie kann für jeden Fluss ein charakteristischer jährlicher Abflussgang beschrieben werden. Dies wird auch als Abflussregime bezeichnet. Man unterscheidet:

  • Einfaches Regime: Abflussgang wird durch einen variablen Faktor wie Niederschlag, Schnee- und Eisschmelze gesteuert. Die Abflusskurve ist daher eingipflig
Beim Abflussregime der Seine bei Paris handelt es sich um ein einfaches Regime, da es nur eine Spitze aufweist. Es spiegelt die winterlichen Regenniederschläge wieder.
Bildquelle: eigene Darstellung nach Glaser et al. 2016
  • Komplexe Regime 1. Grades treten auf, wenn zwei abflusswirksame Prozesse im Verlaufe des Jahres aufeinandertreffen (z. B. Schneeschmelze im Frühjahr und Regen im Herbst). Sie sind daher zweigipflig.
  • Komplexe Regime 2. Grades sind ebenso zweigipflig, allerdings verändern sich die Amplituden der beiden Maxima im Verlauf des Flusses. Der Rhein bspw. hat bis Basel ein einfaches nivales Regime, ab Mainz münden jedoch zahlreiche Flüsse, deren Abflussmaxima durch winterlichen Regen gekennzeichnet sind, in den Rhein. Dadurch entwickelt sich ein zweites Maximum

Aus dem Abflussregime erfolgt eine weitere Einteilung der Gewässer:

  • Perennierende Gewässer weisen einen ganzjährigen Abfluss auf. Sie sind in den immerfeuchten Tropen und humiden Außentropen zu finden.
  • Periodische Gewässer fallen mindestens einmal im Jahr trocken. Sie findet man bspw. in den wechselfeuchten Tropen.
  • Episodische Gewässer liegen in extremen Trockengebieten, in denen über mehrere Jahre hinweg nur gelegentlich Niederschlag fällt. Hierzu zählen die Wadis in Nordafrika.

Hinsichtlich des Wasserdargebots und des räumlichen Verlaufs der Gerinne können schließlich noch folgende Flusstypen unterschieden werden:

  • enorëisch: Flüsse, die in ihrem Verlauf von humiden durch aride Gebiete fließen, dabei Wasser verlieren und in einen Endsee münden (z.B. Wolga)
  • arëisch: Flüsse, die in ariden Regionen entspringen und enden (z.B. Wadis in Nordafrika)
  • diarëisch: Flüsse, die in humiden Bereichen entspringen und münden und auf ihrem Weg aride Gebiete durchqueren. Dabei verlieren sie Wasser (z.B. Nil)

Quellen

Glaser, R., Hauter, C., Faust, D., Glawion, R., Saurer, H., Schulte, A., Sudhaus, D. (2016): Physische Geographie kompakt. Heidelberg.

Rainer Glawion, Rüdiger Glaser, Helmut Saurer, Michael Gaede, Markus Weiler (2009): Physische Geographie. 2. Aufl. Braunschweig.

Korby, W., Kreus, A., von der Ruhren, N. (2014): Fundamente – Geographie Oberstufe. Stuttgart.