Tsunamis – Entstehung und Auswirkungen

Der asiatisch-pazifische Raum ist die am stärksten von Naturkatastrophen betroffene Region der Erde. So leiden Menschen in Asien unter einer 25 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu Einwohnern Europas oder Amerikas, Opfer einer Naturkatastrophe wie Vulkanausbrüchen, Erdbeben oder Tsunamis zu werden. Die beiden schwerwiegendsten Katastrophen der letzten Jahrzehnte stellen die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahre 2011 sowie das Erdbeben im Indischen Ozean 2004 dar.

Tsunami – Definition

Unter einem Tsunami versteht man eine „durch Erd– oder Seebeben sowie große submarine Rutschungen ausgelöste Schockwelle des Meeres, die sich vom Ursprungsgebiet mit Geschwindigkeiten bis weit über 500 km/h ausbreitet und noch an entlegenen Küsten als eine oder mehrere Riesenwellen von extremer Höhe mit entsprechender Zerstörungskraft auftrifft.“ (Lexikon der Geographie)

Tsunami – Entstehung

Erdbeben als Auslöser

Im Fall des Tsunamis am 26.12.2004 war der Auslöser ein unterseeisches Erdbeben der Stärke 9,3 rund 160 Kilometer vor der Küste Sumatras. Zu beachten ist dabei, dass sich der Meeresgrund schlagartig heben bzw. senken muss. Dies geschieht normalerweise an konvergenten Plattengrenzen. Neue Forschungsergebnisse kamen zum Schluss, dass Tsunamis jedoch auch an Transformstörungen entstehen können (vgl. Caltech 2021 und Proceedings of the National Academy of Sciences 2021). Weitere Ursachen von Tsunamis können Erdrutsche, Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge sein (vgl. Koldau 2013).

Entstehung eines Tsunamis

Ausbreitung der Tsunamiwelle

Durch die plötzliche Bewegung des Ozeanbodens und die damit einhergehende Verdrängung einer großen Wassermenge wirkt ein ruckartiger Impuls auf die Wassersäule und bringt das gesamte Wasser in Bewegung – eine Tsunamiwelle entsteht. Auf offener See ist diese anfangs kaum erkennbar. Erst mit zunehmender Küstennähe wird die Welle immer höher, da durch das seichter werdende Wasser die Energie der zunächst kilometerhohen Wassersäule komprimiert wird. In der Folge erreichen die Wellen Höhen von 20 – 40 m und bringen bis ins Landesinnere Tod und Verwüstung (vgl. Koldau 2013).

Risikogebiete

Auf dem gesamten pazifischen Feuerring kommt es angesichts starker vulkanischer und seismischer Aktivität häufig zu großen Naturkatastrophen

Die häufigen Erdbeben und die daraus resultierenden Tsunamis in Staaten wie Japan, Indonesien und Thailand sind auf deren geographische Lage zurückzuführen. Sie liegen am sog. „Ring of Fire“, welcher sich von Neuseeland über Neuguinea über die Philippinen bis nach Japan und von dort über Kamatschka und den Nordpazifik bis zur Westküste Amerikas erstreckt. Durch Subduktion einzelner Erdplatten an den Plattengrenzen kommt es hier zu vermehrter vulkanischer und seismischer Aktivität.

Der Tsunami von 2004

Carte-Pays-Tsunami
Ausbreitung der Flutwelle 2004

Durch den Tsunami 2004 kamen rund 300.000 Personen ums Leben. Weitere 3 Millionen Personen wurden obdachlos. Unter den Todesopfern sind auch etwa 2.300 Personen aus Nicht-Anrainer-Staaten, wobei es sich, bedingt durch den Zeitpunkt mitten in den Weihnachtsferien, in erster Linie um Urlauber aus Industriestaaten wie Deutschland und Schweden handelt.

Vielerorts wurde durch den Tsunami die komplette Infrastruktur zerstört, sodass Rettungs- und Hilfsmaßnahmen die Betroffenen nur verzögert erreichen konnten. Außerdem war durch das tropische Klima eine hohe Seuchengefahr gegeben, sodass häufig auf eine Identifizierung der Toten verzichtet und diese in Massengräbern bestattet wurden.

Folgen des Tsunamis vom 26.12.2004
© geohilfe.de 2020

Darüber hinaus waren auch die wirtschaftlichen Schäden verheerend. So wurden in Sri Lanka bis zu 75 Prozent des Fischereisektors sowie ein großer Teil der Tourismusindustrie zerstört. In Thailand wurden die wichtigsten touristischen Regionen verwüstet, sodass über viele Monate einer der entscheidenden Wirtschaftssektoren nahezu komplett ausfiel. Zudem wurden die Industrieanlagen in den Häfen schwer beschädigt oder zerstört. Ein langfristiges Problem stellt die Versalzung von Brunnen und landwirtschaftlichen Nutzflächen dar, wodurch Böden unfruchtbar wurden.

Auf dem Immobilienmarkt kam es infolge der Zerstörungen zu schwerwiegenden Veränderungen. In einigen Fällen konnten die obdachlos gewordenen Personen die Dokumente zum Nachweis ihrer Anrechte auf das Land, auf dem sie wohnten, nicht mehr vorzeigen. Dadurch waren sie von der staatlichen Finanzhilfe ausgeschlossen und konnten nicht mehr in ihr zerstörtes Dorf zurückkehren. Internationale Touristikkonzerne konnten ganze Landstriche in besten Küstenlagen erwerben. In Thailand beispielsweise verloren mehr als dreißig Dörfer ihr Anrecht auf das Land in Küstengebieten. Auch der thailändische Staat nutzt ungeklärte Landnutzungsrechte, um großangelegte Projekte im wirtschaftlichen, touristischen und ökologischen Bereich voranzutreiben (vgl. Koldau 2013).

Von Regierungen, Hilfsorganisationen, Firmen und Privatpersonen weltweit wurden rund 14 Milliarden US-Dollar gespendet. Innerhalb kürzester Zeit trafen internationale Hilfsteams ein. Jedoch verliefen die Schnelligkeit und Qualität des Wiederaufbaus in den verschiedenen betroffenen Staaten uneinheitlich und waren maßgeblich durch soziale, ökonomische und politische Verhältnisse beeinflusst. So wurde in einigen Tourismusregionen Thailands und Indonesiens die Zerstörung als Chance begriffen („Building back better!“) und die wirtschaftlichen Interessen an oberste Stelle gesetzt (vgl. Koldau 2013).

Quellen

  • Ernst Klett Verlag GmbH (2012): Tsunami – die Monsterwelle. Stuttgart. https://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/104002_0904_ts.pdf (zuletzt abgerufen am 09.01.20).
  • Hein, C. (2011): Asiatische Unternehmen prüfen ihre Standortstrategie. https://www.faz.net/- gqi-ygfk.
  • Lexikon der Geographie (2019): Tsunami. https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/tsunami/8327.