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Vor- und Nachteile von Staudammprojekten am Beispiel des Drei-Schluchten-Projekts

Der Drei-Schluchten-Staudamm ist das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Welt. Es liefert so viel Strom wie acht Atom- oder 50 Kohlekraftwerke. Die Talsperre liegt in der chinesischen Provinz Hubei am Jangtsekiang (auch Jangtse abgekürzt), welcher der drittlängste Fluss der Erde ist. Das Großprojekt ist jedoch sehr umstritten. Weswegen, wird nachfolgend erklärt. 

Fertiggestellt wurde das Projekt im Jahr 2006. Die Staumauer hat eine Höhe von 185 m und eine Länge von 2.309 m. Die Länge des Stausees beträgt 663 km. Im Durchschnitt ist er ca. 1,6 km breit.  Die Größe des Staudamms sorgt sogar dafür, dass sich laut NASA die Erdrotation um 0,06 Mikrosekunden verlangsamte.

Der Drei-Schluchten-Staudamm aus dem All. Im linken oberen Bildabschnitt sind die drei Schluchten zu sehen. Bildquelle: Sentinel Hub auf flickr.com; Lizenziert unter CC BY 2.0

Zielsetzungen und Vorteile von des Drei-Schluchten-Staudamms

Hochwasserregulierung durch Flutkontrolle

Zunächst kann durch die Regulierung der Abflussmenge der Schutz vor Hochwasser im Mittellauf des Jangtsekiang erfolgen. So kann der Schutz vor einem Hochwasser, das im Mittel einmal in 100 Jahren vorkommt, gewährleistet werden. Vor dem Bau des Drei-Schluchten-Staudamms war die Region lediglich vor einem alle 10 Jahre auftretenden Hochwasser geschützt. Angesichts der Tatsache, dass im 20. Jahrhundert mehr als drei Millionen Menschen infolge von Hochwasser am Jangtsekiang gestorben sind, hatte die Hochwasserregulierung eine hohe Bedeutung für die chinesische Regierung. Das Speichervolumen des gut 650 km langen Stausees beträgt 39,3 km3 und ist somit in der Lage, im Unterlauf des Jangtsekiang liegende Millionenstädte wie Wuhan, Nanjing und Shanghai vor Überschwemmungen zu schützen. 

Stromgewinnung

Im Jahr 2021 produzierte das Drei-Schluchten-Projekt rund 100.000 TWh Strom und trägt dadurch zu einer Verringerung der CO2-Emissionen bei. Nach Angaben der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform Chinas werden im Jahr 2020 rund 305 Gramm Kohle gebraucht, um eine Kilowattstunde Strom zu erzeugen. Es wird angenommen, dass durch das Drei-Schluchten-Projekt im Jahr 2020 rund 34,5 Millionen Tonnen Kohle weniger verbrannt wurden. Somit konnten ca. 94 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Hinzu kommt die Einsparung weiterer schädlicher Gase wie Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid.

Three Gorges Dam.jpgDie Staumauer hat eine Länge von knapp 2,5 Kilometern.
By Dan Kamminga from Haarlem, Netherlands CC BY-SA 2.0, Link

Wirtschaftliche Entwicklung

Außerdem wurde die Schiffbarkeit des Jangtse verbessert. Durch die saisonal stark schwankenden Wasserstände in der Vergangenheit wurde die Schifffahrt am Jangtsekiang stark eingeschränkt und nur für Schiffe mit einem Gewicht von maximal 3.000 Tonnen möglich. Der Stausee verbreiterte nun die Schluchten und ließ die Wassertiefe im Schnitt um 70 Meter steigen. Somit können Frachter mit einem Gewicht von bis zu 10.000 Tonnen nun von der Küste bis zur Metropole Chongqing gelangen. Das Video zeigt die Funktionsweise des Schiffshebewerks.

Schleusen vom Bus aus.jpgAm Drei-Schluchten-Staudamm befindet sich die größte Schiffsschleuse der Welt
By RThiele CC BY-SA 3.0, Link

Die verbesserte Schiffbarkeit soll einen Beitrag zur ökonomischen Entwicklung dieses peripheren Landesteils leisten. Dies geht einher mit der Tatsache, dass Kohle in der Region um den Drei-Schluchten-Staudamm nur in geringen Mengen vorkommt und eine zuverlässige Stromversorgung nicht immer gewährleistet sein konnte. Die Wirtschaft der Region profitiert auch durch die Zunahme des Tourismus und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Jährlich besuchen rund 1,8 Millionen Touristen den Damm.

Wasserverfügbarkeit für die Landwirtschaft

Auch für die Landwirtschaft hatte der Drei-Schluchten-Staudamm positive Auswirkungen. Dadurch, dass der Niedrigwasserabfluss von rund 3.000 m3/s auf über 5.000 m3/s gehoben werden konnte, steht nun mehr Wasser zur Bewässerung zur Verfügung. Zudem kann Wasser in Trockengebiete übergeleitet werden. 

Nachteile des Drei-Schluchten-Projekts

Zwangsumsiedlungen

Für das Drei-Schluchten-Projekt versanken über 140 Städte und 1.350 Dörfer, darunter beispielsweise Wanxian mit ehemals 140.000 Einwohnern. So mussten mehr als 1,3 Millionen Menschen umziehen. Sie leben nun an den Hängen der Drei Schluchten oder in neu geschaffenen Städten und Stadtvierteln an den Ufern des Jangtse. Für die Einwohner bedeutet dies den Verlust der Heimat und von gewachsenen Dorfstrukturen. Ihnen wurde jedoch auch eine Entschädigung versprochen und neues Land zugewiesen. Amnesty kritisiert jedoch, dass viele der Versprechungen nicht eingehalten wurden und sich die Lebensbedingungen der Umgesiedelten mitunter erheblich verschlechtert haben, da aufgrund von Korruption Entschädigungen nicht gezahlt wurden, viele Menschen arbeitslos wurden und den  Bauern weniger Land zugewiesen wurde, als sie vorher bebauten.

Es wurde Wohnraum in höher gelegenen Regionen geschaffen
Photo by TONY SHI HOU TANG on Unsplash

Das Land, das den Bauern in den höher gelegenen Regionen zugewiesen wurde, ist außerdem auch weniger fruchtbar, da es nicht von den nährstoffreichen Sedimenten des Jangtse bei Hochwasser überschwemmt wird. 

Außerdem gingen bei der Überschwemmung zahlreiche kunsthistorische Stätten unwiderruflich verloren oder wird versetzt. So wurde laut Spiegel der Zhang-Fei-Tempel, dessen Geschichte bis 1.700 Jahre zurückreicht, abgebaut und 32 Kilometer weiter flussaufwärts an einer höher gelegenen Stelle wieder erbaut.

Erdrutsche

Zudem kam es infolge des enormen Drucks der Wassermassen des Stausees auf die Talseiten häufig zu Erdrutschen, die wiederum zu bis zu 50 Meter hohen Wellen führen, die an den gegenüberliegenden Ufern Schäden anrichten. Im Jahre 2012 gab es 70 % mehr Erdrutsche als ursprünglich vorhergesagt wurden.  Außerdem nahm die Bodenerosion zu. 

Sedimentationsprobleme

Die nun auf den Feldern fehlenden Sedimente lagern sich nun im Staubereich ab, was zu einer enormen Versandung des Stauraumes führt. Pro Jahr transportiert der Jangtsekiang rund 680 Millionen Tonne Sedimente, was auch auf die starke Abholzung und Erosion im Einzugsgebiet zurückgeführt werden kann. Die reduzierte Fließgeschwindigkeit infolge der Stauwirkung des Dammes, welche gleichzeitig für eine schlechtere Wasserqualität sorgt, führt nun zur Ablagerung der Sedimente vor dem Damm. Um der Versandung entgegenzuwirken, werden Stauraumspülungen durchgeführt, welche wiederum unter anderem Laichplätze zerstörten und dadurch zu einem Fischsterben führen und dem Wasser Sauerstoff entziehen. 

Hinzu kommt die Verwesung der Sedimente im Stauraum unter anaeroben Zuständen, woraus Faulschlamm hervorgeht. Bei diesem Prozess werden enorme Mengen an CO2 und Faulgasen wie dem klimaschädlichen Methan produziert. 

Im Unterlauf des Jangtsekiang fehlen wiederum die Sedimente und das Geschiebe, was dazu führt, dass sich der Fluss unterhalb des Dammes eintieft. Dies begünstigt Hangerosion. Darüber hinaus beginnt das Delta des Jangtse zu schrumpfen, was dazu führt, dass Salzwasser in den Mündungsbereich eindringt. Dadurch kommt es zu einer Versalzung der Böden, Trinkwasservorräte und des für die zur Bewässerung  der landwirtschaftlich genutzten Flächen benötigten Wassers. Der Drei-Schluchten-Staudamm stellt jedoch nicht nur für Sedimente eine unüberwindbare Barriere dar. Wanderfische, wie der Chinesische Stör, können nun nicht mehr aus dem Meer den Jangtse flussaufwärts schwimmen, um dort ihre Eier abzulegen. 

Weitere Probleme

Weitere Probleme, die sich durch das Drei-Schluchten-Projekt ergeben, sind zum einen Vernichtung von Flora und Fauna, da Lebensräume für den Stausee überflutet wurden. Zum anderen sorgt die vergrößerte Wasserfläche im Stausee dafür, dass es zu einer höheren Verdunstung kommt. Das knapp 700 km lange, fast stehende Gewässer bietet Stechmücken optimale Brutbedingungen, was die Ausbreitung von ansteckenden Krankheiten wie Dengue oder Malaria fördert, wobei letzteres im Jahre 2021 von der Weltgesundheitsorganisation WHO als in China ausgerottet deklariert wurde. Zudem wird vermutet, dass die enormen Wassermassen Druck auf den Untergrund ausüben und so Erdbeben verursachen.

Quellen

Amnesty 2008

FWU Mediathek o.J.

Kinetica o.J.

Quartz 2015

Reuters 2021

Sustainable Water Management Wiki o.J.

Universität für Bodenkultur Wien

Water Power Magazine 2021

Xinhuanet 2021

Titelbild von Kyla Duhamel auf flickr.com; lizenziert unter CC BY 2.0

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