Mithilfe eines Videos erarbeiten sich die Schüler/-innen im Rahmen des Online-Unterrichts während der Schulschließungen 2020 die Erschließung von Amazonien. Außerdem begibt sich die Klasse auf eine virtuelle Exkursion auf der Transamazonica und sammelt ihre Eindrücke in einem digitalen Whiteboard. Die Schüler/-innen lernen unter anderem den Begriff Agrarkolonisation kennen, vollziehen die Erschließung von Amazonien nach und erfahren, wie die Agrarkolonisation im Bundesstaat Rondônia verlief.
Inhalte
Erklärvideo zur Erschließung von Amazonien
Die Schüler/-innen sehen sich das Video an und bearbeiten das beigefügte Arbeitsblatt.
Begriffsbestimmung
Der Begriff Amazonien wird mehrdeutig verwendet. Man meint damit zum einen den tropischen Regenwald als Lebensraum am Amazonas. Zum anderen bezeichnet man damit das gesamte Einzugsgebiet des Amazonas. Das ist also die Fläche, von der auftreffender Niederschlag früher oder später in den Amazonas fließt.
Unter Amazonien versteht man jedoch auch das ganze Amazonasbecken. Es bedeckt fast die gesamte nördliche Hälfte von Südamerika und ist mehr als 18 mal so groß wie Deutschland. Das Gebiet ist durch das riesige Flusssystem des Amazonas geprägt und umfasst damit auch seine über 1000 „größeren“ Nebenflüsse. Im Amazonasbecken fließt rund ein Fünftel des gesamten Süßwassers der Erde. Rund 60 % der Fläche des Amazonas Regenwald wird von Brasilien eingenommen.
Gründe der Erschließung
Jahrhundertelang konnte man nur auf den vielen Flüssen in das Innere der Urwaldregion vordringen. In den 1970er Jahren beschloss die Regierung Brasiliens das Land zu erschließen.
Hierfür gab es im Wesentlichen drei Gründe.
Zum einen kam es zu einem starken Anstieg der Bevölkerungszahl. 1970 lag sie mehr als doppelt so hoch als noch 1940.
Zweitens besitzt Amazonien eine Vielzahl an Rohstoffen, die ausgebeutet werden sollten. Der Regenwald ist reich an wertvollen Tropenhölzern wie Mahagoni. Außerdem findet man dort Gold und Edelsteine sowie Erzen wie Bauxit, das für die Herstellung von Aluminium benötigt wird.
Drittens locken großräumige Rodungen zur Anlage von landwirtschaftlichen Flächen für Ackerbau und Viehzucht.
So haben sich im Regenwald Menschen aus den überbevölkerten und dürreanfälligen Gebieten im Nordosten als Bauern niedergelassen und erhielten eine etwa 100 ha große Parzelle ehemaligen Regenwaldes zur landwirtschaftlichen Nutzung.
Viele der Bauern mussten ihr Land allerdings wieder aufgeben, da die Böden nicht so fruchtbar waren wie gehofft. Außerdem hielt die Regierung nicht das Versprechen, ihnen Kapital und Geräte zur Verfügung zu stellen.
Anschließend verkauften viele Bauern ihr Land an Großgrundbesitzer, die den ehemaligen Regenwald in Weiden zur Rinderhaltung umwandelten.
Die Erschließung eines bislang wenig genutzten Gebietes für die Landwirtschaft nennt man Agrarkolonisation. Zunächst wurden dabei endlose Schneisen in den Regenwald geschlagen, um Straßen zu bauen
Die Agrarkolonisation
Die bekannteste dieser Straßen ist die Transamazonica. Es handelt sich um eine Art Autobahn durch Amazonien, welche von Westen nach Osten verläuft
Die Transamazonica ist nicht nur aus ökologischer Sicht eine Katastrophe, sondern sie zerschnitt auch zahlreiche Gebiete der Ureinwohner. Zehntausende Menschen starben durch eingeschleppte Krankheiten der Holzfäller und Bauarbeiter, da sie keinerlei Resestenzen besaßen.
Sehr deutlich wird die Landerschließung im Rahmen der Agrarkolonisation am Beispiel des Staates Bundestaates Rondonia dar, der sich im Nordwesten Brasiliens befindet. Heute leben dort, wo sich 1970 noch unberührter Regenwald befand, über 1,7 Millionen Menschen.
Ende der 1960er Jahre begann nach der Fertigstellung der Verbindungsstraße von Cuiaba nach Porto Velho die Zuwanderung von Menschen aus allen Teilen Brasiliens nach Rondonia.
Bauern aus Südbrasilien, die sich nicht gegen die Konkurrenz der großen Exportplantagen durchsetzen konnten, wagten in Rondonia einen Neuanfang. Andere kamen aus dem dicht bevölkerten Nordosten. Die Zuwanderer erhielten in den staatlichen Agrarkolonien 100 bis 200 ha Land, je nach Entfernung von der Straße, Kredite sowie landwirtschaftliche Beratung. Hier fanden die Siedler auch fruchtbarere Böden als in Zentralamazonien entlang der Transamazonica vor.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre kam es zu einer großen Zuwanderungswelle. Viele Kleinbauern hatten jedoch keine Erfahrung in der Bearbeitung des Regenwaldbodens. Der Anbau von Dauerkulturen wie Kakao und Kaffee scheiterte an Pflanzenkrankheiten und dem Mangel an Düngemitteln.
Als die Verbindungsstraße ab 1984 asphaltiert war, strömten noch mehr Siedler nach Rondonia. Auch Großgrundbesitzer ließen sich nieder, da Agrarprodukte nun schnell nach Süd- und Südostbrasilien transportiert werden konnten.
In den nächsten Jahrzehnten wurden immer größere Flächen des Regenwaldes gerodet, wie auf den Satellitenbildern zu erkennen ist.