Warum Zentralafrika auf vielen thematischen Karten ein weißer Fleck ist

Einigen ist es wahrscheinlich schon einmal aufgefallen: Auf zahlreichen thematischen Karten ist bei Staaten wie Tschad, Angola oder Gabun ein weißer Fleck – es liegen keine Daten vor. So zum Beispiel bei dieser Karte des SPIEGEL zur Plastikmüll-Bilanz einzelner Staaten oder dieser Karte zum weltweiten Zigarettenkonsum.

Durch das Fehlen der Daten können für diese Entwicklungsländer Faktoren wie zum Beispiel Armut nicht überwacht werden. Erfolge bzw. Misserfolge der Politik und Entwicklungshilfe können nachvollzogen und angepasst werden.

Doch warum liegen für Zentralafrika so oft keine Statistiken vor? Christofer Großkopf von Quartz Media LLC ist in diesem lesenswerten, ausführlichen Artikel (englisch) dieser Frage nachgegangen. Folgend eine deutsche Zusammenfassung seiner Ergebnisse:

Für welche Staaten fehlen am häufigsten Daten?

Zu Zentralafrika zählen neun Länder: São Tomé und Príncipe, Tschad, die Demokratische Republik Kongo, Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Angola, Äquatorialguinea und Gabun. Zusammen wohnen hier fast 150 Millionen Personen.

Mit dem Index der „Statistical Capacity“ gibt die Weltbank an, ob und wie oft Entwicklungsländer Daten zu wichtigen Faktoren erheben. Zentralafrika schneidet hierbei in der Regel am schlechtesten ab. Kein Land hat vollständigen Überblick über Geburten- und Sterberaten. Die folgende Grafik zeigt die Statistical Capacity der zentralafrikanischen Nationen. Je niedriger der Wert ist, desto schlechter ist der betreffende Staat in der Lage, qualitative Daten zu dessen Bevölkerungs- und Wirtschaftssituation zu erheben und zu analysieren.

Welche Folgen ergeben sich aus den fehlenden Daten?

Datenerhebungen, zum Beispiel zur Ernährungssituation, sind eine wichtige Grundlage für internationale Hilfsprogramme. Schließlich müssen die Hilfsorganisationen wissen, wo Bedürftige zu verorten sind, um tätig zu werden. Selbiges gilt für den Bau von Schulen. Grundlage dessen ist auch das Wissen um die Zahl der zu beschulenden Kinder.

Außerdem siedeln sich Unternehmen nur dort an, wo sie wissen, mit welchen Ressourcen zu rechnen ist. Damit sind sowohl Bodenschätze als auch Arbeitskräfte gemeint.

Darüber hinaus kann ohne Datenerhebungen kein Monitoring von Entwicklungsprogrammen stattfinden. Dies ist jedoch wichtig, um zu wissen, ob die Hilfe bei den Bedürftigen ankommt oder inwiefern entgegengesteuert werden muss.

Auch im Bereich der Politik haben die fehlenden Daten Folgen. So kann im Wahlkampf versprochen werden, die Arbeitslosigkeit zu senken. Ob die Programme der Regierung in Wirklichkeit dann Wirkung zeigen, kann nicht überprüft werden.

Schließlich eröffnet ein fehlendes System zur Statistikerfassung auch Tür und Tor zu Korruption: Will man mehr Hilfsgelder erhalten, lassen sich Zahlen leicht so drehen, dass die bisherigen Programme extrem erfolgreich sind, obwohl das in der Realität nicht der Fall ist.

Wie kann man das Problem lösen?

Mittlerweile wurde das Problem national und international erkannt. Die UN sprachen sich im Millennium Development Goals Report 2015 für eine bessere Datengrundlage aus. Im UN Bericht A World that Counts“ wird zu einer „Datenrevolution“ aufgerufen. Auch die Weltbank und die Afrikanische Entwicklungsbank haben eine Reihe an Vorschlägen und Plänen zur Verbesserung der Statistical Capacity entwickelt.

Seit 2006 fließen pro Jahr zwischen 250 und 500 Millionen US-$ an globalen Fördergeldern für Projekte zur Verbesserung der Datenerfassung. Das entspricht für den Zeitraum zwischen 2006 und 2015 jedoch Hilfsgeldern in Höhe von unter einem US-Dollar pro Kopf für die zentralafrikanischen Nationen, welche jedoch ungleich verteilt wurden.

Nichtsdestotrotz konnte zwischen 2006 und 2015 eine Verbesserung von 16 % hinsichtlich der Capacity-Indikatoren erreicht werden. Die meisten afrikanischen Nationen haben eine Strategie für die Datenerhebung entwickelt.

Auch NGOs wirken bei der Datenerhebung mit: Das Humanitarian OpenStreetMap Team kartographiert mithilfe von Satelliten Krisengebiete, für die aktuelle Aufnahmen fehlen. Code for Africa will die Freigabe von schon vorliegenden Daten erwirken.

Schließlich liegt es an den einzelnen Nationen, Ämter für Statistik einzurichten, welche konsequent finanziert werden und frei von Korruption sind.

Zum kompletten Artikel geht es hier entlang:

https://qz.com/602406/why-is-central-africa-missing-from-so-many-maps/