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Tonverlagerung – Definition
Tonverlagerung (auch Lessivierung) beschreibt „die Verlagerung von kleinen Tonpartikeln mit dem Wasserstrom in groben Poren aus dem Ober- in den Unterboden“ (Ludger 2018, S. 20).
Die Lessivierung ist ein klassischer Verlagerungsprozess.
Tonverlagerung – Vorkommen
Zur Tonverlagerung kommt es bei mäßig warmen, humiden Klima mit einem zumindest periodisch ausgeprägten Sickerwasserregime und schluffigem Lockermaterial als Ausgangssubstrat. Das Milieu muss schwach sauer sein (pH 6,5 – 5,0).
Tonverlagerung – Ablauf
Die Tonverlagerung läuft in den drei Phasen Mobilisierung, Transport und Ablagerung ab. Zunächst lösen sich durch große Mengen Sickerwasser Kalk und Salz. Sie werden verlagert, es kommt zu einer Entkalkung. Weiteres Sickerwasser verfrachtet daraufhin Feinton, Tonminerale, Oxide u.a. in kolloidaler Form aus dem Ober- in den Unterboden.
Die Tonminerale werden immobilisiert, wenn
- der Sickerwasserstrom stillsteht
- es zu einer Austrocknung kommt
- das Porenvolumen bzw. der Porenanteil abnimmt
- die Ca-Ionen zunehmen
Der Oberboden verarmt in der Folge an Tonmineralen und wird Fahlgrau, während der Unterboden einen Tonanreicherungshorizont ausbildet.
Die verlagerten Tonpartikel liegen in orientierter Form als Fließgefüge oder als Toncutane (Tonhäutchen) in Poren, Spalten, Rissen und Gängen vor.
Tonverlagerung – Bodentyp
Resultat einer Lessivierung ist die Parabraunerde. In den Feuchten Mittelbreiten ist die Parabraunerde weit verbreitet. Für die Landwirtschaft handelt es sich häufig im günstige Standorte.
Parabraunerde in Hessen
By Matthias Nonnenmacher – Own work, CC BY-SA 4.0, Link
Das Bodenprofil von Parabraunerden lautet: Ah – Al – Bt – Bt/C – C
Zur Erklärung:
- Ah = humoser Oberboden
- Al = lessivierter Oberboden (d.h. an Ton verarmt, ausgebleicht), Eluvialhorizont
- Bt = mit Ton angereicherter Unterboden, Illuvialhorizont
- C = Ausgangsgestein
Teilweise kann auch nach dem mit Ton angereicherten Bt-Horizont ein verbraunter Bv-Horizont vorliegen. Bei hoher Tonanreicherung kann der Bt-Horizont zu Staunässe neigen.
In der WRB-Klassifikation nennt man Parabraunerde Luvisols.
Quellen
Herrmann, Ludger (2018): Bodenkunde Xpress. Stuttgart.
Semmel, A. (1992): Grundzüge der Bodengeographie. Wiesbaden.