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Megastadt – Definition
Als Megastadt bezeichnet man eine „metropolitane Agglomeration mit mehr als fünf Millionen Einwohnern.“ (Bronger 2004, S. 14)¹
Laut UN² liegt die Mindesteinwohnerzahl einer Megastadt bei zehn Millionen Personen.
Megastädte in der Praxis
- Megastädte existieren sowohl im Globalen Süden als auch in den Industrienationen
- 2016 gibt es auf der Welt 31 Megastädte (nach Definition der UN, d.h. mit mindestens 10 Millionen Einwohnern).
- 24 davon befinden sich im Globalen Süden
- 2016 gibt es allein in China sechs Megastädte (Shanghai, Peking, Chongqing, Guangzhou, Tianjin, Shenzhen)
- in Indien gibt es 2016 fünf Megastädte (Delhi, Mumbai, Kalkutta, Bangalore, Chennai)
- die größte Stadt der Welt 2016 ist Tokio mit 38,1 Mio. Einwohnern ²
Mapping the World’s New Megacities in 2030 🌎https://t.co/4Bgv2DD826 pic.twitter.com/cpcvyCs0uy
— Visual Capitalist (@VisualCap) January 14, 2019
Die Ursachen der Megaurbanisierung
Nach Gebhardt et. al. (2011, S. 881)3 sind für die Intensivierung der weltweiten Megaurbanisierungsprozesse im Wesentlichen drei ineinandergreifende Ursachenkomplexe verantwortlich:
- die allgemeine weltweite Urbanisierung: 2007 überstieg zum ersten Mal in der Geschichte die städtische Bevölkerung die Zahl der Personen, die auf dem Land leben. Der Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen. In erster Linie „schuldig“ daran ist das hohe Bevölkerungswachstum in den meisten Staaten der Entwicklungs- und Schwellenländer seit den 1950er Jahren.
Siehe auch Push- und Pull-Faktoren - die ökonomische Globalisierung: die globale Verlagerung von Produktions-, Dienstleistungs- und Finanzstandorten in die Metropolen der Entwicklungs- und Schwellenländer bestimmt die Entwicklung zu einer Megastadt mit.
Siehe das Beispiel „Chengdu Tianfu Software Park“ in Chengdu, China. In Chengdu stieg zwischen 2005 und 2010 die Einwohnerzahl um knapp vier Millionen auf über 14 Millionen an. Grund hierfür war unter anderem die Verlagerung der iPad-Produktion hierhin. Außerdem siedelten über die Jahre Unternehmen wie Siemens, Intel, IBM, DHL, Ubisoft, 2K, Dell u.v.m. an. - die wirtschaftliche Transformation, v.a. in Asien: der Übergang hin zu Marktwirtschaften sorgt für einen enormen Bedarf an Arbeitskräften aller Qualifikationsstufen. Dadurch wird die nationale und internationale Zuwanderung in die Megastädte stark beschleunigt.
Die Funktionen von Megastädten
- Demographische Primacy: bedeutet eine Vorrangstellung der Megastadt hinsichtlich der Bevölkerungszahl. Die demographische Primacy wird als Metropolisierungsquote gemessen (MQ) und errechnet sich aus dem Anteil der in der Metropole lebenden Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung der Bezugsregion (Bronger 2004, S. 14).
- Funktionale Primacy: bezieht sich auf die herausragende Stellung der Megastädte in den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistungen, Bildung, Politik, Gesundheit, Verkehr etc. (Bronger 2004).
Siehe auch Primatstadt
Megastädte des Globalen Südens sind im Gegensatz zu den Megastädten im Norden keine Schaltzentralen der globalen Ökonomie (Parnreiter 2011 ⁴ ).
Probleme und Risiken in Megastädten (insbes. im Globalen Süden)
- nicht-gesteuertes Flächenwachstum: Urban Sprawl
- ökologische Aspekte: Luftverschmutzung, Wasserverschmutzung, Bodendegradation, Störung des Wasserhaushaltes
- ungeregelte Abfallentsorgung: Informelle Siedlungen fungieren oft als Müllkippe. Nairobi sammelt und entsorgt lediglich 25 % des städtischen Abfalls. 1.600 Tonnen Müll werden täglich auf die Müllkippe im Slumviertel Dandora abgeladen.⁵
- Informalität: in einigen Ländern erfolgt bis zu 80 % der Beschäftigung informell.
- Marginalisierung: siehe Marginalsiedlung und Slum
- Soziale Fragmentierung: ergibt sich aus der Polarisierung der Gesellschaft in Arm und Reich. In Mumbai bspw. zwingt der massive Anstieg der Bodenpreise viele Personen, in minderwertige und gesundheitsschädliche Gebiete zu ziehen.
Müllhalde Dandora in Nairobi als Beispiel ungeregelter Abfallentsorgung in Megacities
By SuSanA Secretariat – https://www.flickr.com/photos/gtzecosan/6898425366/, CC BY 2.0, Link
Informelle Beschäftigung (Straßenverkauf) in Pilibhit, Indien
By Makks2010 – Own work, Public Domain, Link
Gegensatz zwischen Arm und Reich, hier in Thailand
By Dickelbers – Own work, CC BY-SA 3.0, Link
Quellen
3 Gebhardt H., Glaser R., Radtke U., Reuber P. [Hrsg.] (2011): Geographie. Physische Geographie und Humangeographie. München.
⁴ Parnreiter, Christof (2011): Stadt und Globalisierung. Hamburg.
⁵ Hansjürgens, B., Heinrichs D. (2007): Mega-Urbanisierung: Chancen und Risiken. Berlin. http://www.bpb.de/gesellschaft/staedte/megastaedte/64706/urbanisierung-chancen- und-risiken?p=all