Glaziale Formung und Gletscher – Grundlagen

Gletscher, Toteis und Stagnanteis

Gletscher sind definiert als „große, hauptsächlich aus Schnee, Firn und Eis bestehende, zusammenhängende Masse.(Baumhauer et. al. 2017, S. 99)

Darüber hinaus können sie jedoch auch Altschnee sowie die mitgeführten Schuttermaterialen und Schmelzwässer enthalten.

Der Franz-Josef-Gletscher auf der Südinsel Neuseelands

Als Gletscher bezeichnet man jedoch nur Massen mit aktiver Eisbewegung. Inaktive Teilbereiche eines Gletschers nennt man Stagnanteis. Stagnanteis, welches vom Gletscherkörper abgetrennt ist, nennt man Toteis.

Wie entstehen Gletscher?

Gletscher entstehen, wenn über lange Zeiträume im Winterhalbjahr mehr Schnee in einer geeigneten Geländeform abgelagert wird, als in den darauf folgenden Sommerhalbjahren abschmelzen kann. Dies ist momentan noch in den Polarregionen und den Hochgebirgen so gegeben.

Dann treten nämlich komplexe Umwandlungsketten in Aktion. Schnee, wird durch Schmelzen und Gefrieren zu Altschnee kompaktiert. Wenn dann das Porenvolumen weiter abnimmt und dadurch die Dichte zunimmt, wird Firn gebildet. Sobald Firn luftfrei ist, ist Eis entstanden.

In Folge dieser Vorgänge weist das Eis eine Jahresschichtung auf, in welcher Schwefelgehalt der Atmosphäre, Stäube oder die Temperatur in Form von Isotopen gespeichert sind. Gletscher haben daher eine wichtige Archivfunktion.

Akkumulations- und Ablationsgebiet

Man unterscheidet bei Gletschern das Akkumulations– oder Nährgebiet vom Ablations– oder Zehrgebiet. Die beiden Bereiche werden durch eine Gleichgewichtslinie getrennt.

Wie die Namen schon sagen, wird im Nährgebiet der Gletscher durch Schneefall, Firn und Eisbildung aufgebaut und Masse hinzugewonnen, während im Zehrgebiet Abschmelzvorgänge stattfinden und Masse abgebaut wird. Neben Abschmelzen können Masseverluste auch unter anderem durch Winddrift, Sublimation oder Lawinenabgänge stattfinden.

Die Trennlinie zwischen Akkumulations- und Ablationsgebiet wird als Gleichgewichtslinie bezeichnet.

Akkumulations- und Ablationsgebiet mit Gleichgewichtslinie am Beispiel der Pasterze im Sommer 1998
Bildquelle: https://www.zamg.ac.at

Gletscher und Eisschilde

Während des Pleistozäns waren etwa 44,5 Mio. Quadratkilometer der festländischen Erdoberfläche von Gletschern bedeckt. Heute sind es rund 15 Mio. Quadratkilometer. Dadurch kam es in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordamerikas zu glazialen Formungsprozessen.

Gletscher erfüllen mehrere wichtige Funktionen und sind mittlerweile zum Symbol des Klimawandels geworden. Sie dienen als wichtiges Süßwasserreservoir. Außerdem fungieren sie als Umwelt- und Klimaarchiv.

Neben Hochgebirgsgletschern gibt es zwei Inlandseismassen (Eisschilde) auf der Erde, und zwar das grönländische und das antarktische Eis. Das Eis der Antarktis weist eine Mächtigkeit von 4000 Metern auf, das Grönlands eine von etwa 3.000 Metern. Das antarktische Eisschild besitzt eine Fläche von etwa 14 Millionen Quadratkilometern, das grönländische von 1,7 Millionen Quadratkilometern.

Gletscherspalten

Gletscherspalten werden durch Zerungen und Spannungen am Gletscher infolge der Bewegung des Gletschers gebildet. Es gibt mehrere Typen von Gletscherspalten.

Gletscherspalten stellen für Bergsteiger eine besonders große Gefahr dar, wenn sie von Schnee bedeckt und dadurch nicht sichtbar sind

Man differenziert Querspalten (Transversalspalten) und Längs– oder Radialspalten. Erstere entstehen bei steilem Gefälle bei Unebenheiten des Gletschers und verlaufen quer zur Fließrichtung. Längs- und Radialspalten entstehen, wenn der Gletscherkörper, beispielsweise durch Ausweitung des Gletscherbettes, gezerrt wurde.

An den Randbereichen des Gletschers entstehen sog. Randspalten. Sie verlaufen meist schräg aufwärts in Richtung Mitte des Gletschers.

Quellen

Roland Baumhauer, Brigitta Schütt, Steffen Möller, Christof Kneisel, Elisabeth Tressel (2017): Einführung in die Physische Geographie (Geowissenschaften Kompakt). Nürnberg.

Zepp, H. (2008): Geomorphologie: Grundriss Allgemeine Geographie. 4. Aufl., Stuttgart.

Rainer Glawion, Rüdiger Glaser, Helmut Saurer, Michael Gaede, Markus Weiler (2009): Physische Geographie. 2. Aufl. Braunschweig.