Die Immerfeuchten Tropen

Die Immerfeuchten Tropen umfassen eine Fläche von 12,5 Mio. km², was einem Anteil von 8,4 % entspricht. Der Norden Brasiliens (Amazonas) liegt zum Beispiel in den Immerfeuchten Tropen. 
Die Ausführungen hier geben nur einen Überblick über die einzelnen Charakteristika der Ökozone. Detaillierte Informationen zu den Ökozonen gibt es im Standardwerk von Jürgen Schultz: Die Ökozonen der Erde (UTB).

Die Immerfeuchten Tropen – Verbreitung

Die Immerfeuchten Tropen (das Regenwaldklima) sind in Äquatornähe zwischen 10°N und 10°S.  Durch den Einfluss winterlicher Passatregen oder monsunaler Niederschläge können sie aber auch bis über 20° reichen.

An den äquatorialen Ostseiten von Südamerika und Afrika unterbinden trocken-kontinentale Passatluftmassen die Konvektion, sodass das Regenwaldklima hier nicht verbreitet ist.

Ausbreitung der Immerfeuchten Tropen
Bild wurde nachträglich bearbeitet (Hervorhebung); Originale Bildquelle: Von Ökologix – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19879991

Zu den Immerfeuchten Subtropen ist die Grenze thermisch, zu den Sommerfeuchten Tropen ist die Grenze hygrisch bedingt. Die Übergangsgebiete zu den Sommerfeuchten Tropen nennt man Feuchtsavannenklimate.

Die Immerfeuchten Tropen – Klima

Kennzeichnend für die Immerfeuchten Tropen ist das ganzjährig gleiche Jahresverlauf ohne auffälligen Jahreszeiten.

Die Tagestemperaturen liegen über das gesamte Jahr bei 25 – 27°C. Die Tagestemperaturamplituden betragen maximal 6 bis 11°C. Die Tagesdauer beläuft sich immer auf ca. 12 Stunden.

Die Durchschnittstemperatur eines Monats liegt nie unter 18°C.

Niederschläge fallen ebenfalls über das gesamte Jahr verteilt. Es handelt sich um konvektive Niederschläge.  Dabei sind maximal 2,5-3 Monate regenlos. Es fallen im Jahr 2000 – 4000 mm Niederschlag (zum Vergleich: München 930 mm) und es treten in der Regel zwei Regenspitzen, im April und Oktober, auf (doppelte Regenzeit). Häufig sind auch intensive Gewitterschauer zu beobachten.

Die Bewölkung und die Wasserdampfgehalte in der Luft sind durchgehend hoch – man spricht von der tropischen Schwüle. 

Micomeseng liegt in Äquatorialguinea auf 2°N und somit in den inneren Tropen. Mit Ausnahme von Juli ist es ganzjährig humid und es sind die klassischen doppelten Regenzeiten zu sehen. Die Temperaturen sind ganzjährig recht konstant.

Bildquelle: https://de.climate-data.org/country/122/#example0

Die Immerfeuchten Tropen – Geomorphologie und Hydrologie

Im tropischen Regenwald laufen Verwitterungsprozesse mit hoher Intensität ab. Es bestehen mächtige Verwitterungsdecken (Regolithe) und Gesteinszersatzzonen (Saprolithe).

In Kalksteingebieten entstehen durch Lösungsabtrag Karstformen wie Kegel– und Turmkarst. „Als Kegelkarst beziehungsweise tropischen Karst werden die von Vollformen geprägten Karstlandschaften verstanden, deren Verbreitung auf äquatoriale sowie südchinesische Gebiete beschränkt ist (Pfeffer 2005, S. 12 u. 16)“

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Karstformen in der Provinz Krabi, Thailand
Bildquelle: Ryan Kartzke https://bit.ly/2wFokRh

In jungen Faltengebirgen, an Vulkanhängen und Rumpfstufen findet man Kerbtäler, Sohlenkerbtäler und Rutschungen vor, welche auf fluviale Abtragungsprozesse zurückgehen.

Außerdem kommen in den Immerfeuchten Tropen Gebiete mit aktivem Vulkanismus und Erdbeben vor. Ein Beispiel für einen aktiven Vulkan der Immerfeuchten Tropen ist der Galeras in Kolumbien.  Weitere Risikofaktoren sind Wirbelstürme (Hurricanes, Taifune), die an den Küsten durch Windeinwirkung und Überschwemmungen große Schäden verursachen.

Das Flussnetz, in welches etwa 50 % des Regenwassers fließen, ist außerordentlich dicht. Die Abflussschwankungen sind gering und es ist ganzjährig ein deutlicher Wasserüberschuss zu verzeichnen. Daher haben sich große Flusssysteme ausgebildet.

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Das Flusssystem des Kongo ist eines der größten der Erde. Gemessen an seiner Wasserführung von 41.800 m³/s ist der Kongo der wasserreichste Fluss Afrikas.
By KwamikagamiOwn work, CC BY-SA 3.0, Link

Die Immerfeuchten Tropen – Böden

Die Böden der Immerfeuchten Tropen sind gekennzeichnet von intensiver chemischer Verwitterung. Physikalische Verwitterung spielt keine große Rolle. Es dominieren saure, nährstoffarme Böden.

Die wichtigsten Bodenbildungsprozesse lauten Humifizierung, Entbasung, Tonverlagerung, Rubefizierung, Ferralitisierung und Desilifizierung.

Die häufigsten zonalen Bodentypen gehören zu den Ferralsolen, welche durch Ferralitisierung (Anreicherung von Sesquioxiden, Kaolinit und Quarz) und Desilifizierung (Auswaschung von löslicher Kieselsäure) entstehen. Charakteristisch für diesen Typ sind eine tiefgründige Entwicklung und ein hoher Tongehalt. Seltener zählen zonale Bodentypen zu den Acrisolen.

Im Einzelnen sind die wichtigsten zonalen Bodentypen:

Azonale Bodentypen umfassen:

Die Immerfeuchten Tropen – Vegetation

Bei den Regenwäldern der Immerfeuchten Tropen handelt es sich um dichte, sehr artenreiche immergrüne Laubwälder, welche etwa 30 bis 40 Meter hoch werden. Mehr als 70% der Gattungen sind endemisch. Der Regenwald gliedert sich in mehrere Stockwerke:

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Von Elke FreeseEigenes Werk (selbst gezeichnet/drawn by myself), Gemeinfrei, Link

Die Stockwerke unterscheiden sich dabei stark hinsichtlich Aspekten wie Sonnenstrahlung, Luftfeuchtigkeit, Temperaturgang und Kohlenstoffdioxidgehalt.

Die Vegetationsperiode beträgt 12 Monate.

Einige Baumarten weisen Blätter mit Träufelspitzen, Brettwurzeln, Laubausschüttung und Kauliflorie auf. Außerdem sind Epiphyten und Lianen sehr häufig. Die Bäume weisen größtenteils flache Brett- und Stelzwurzeln bis 30 cm Tiefe auf, je nach Standort treten aber auch Tiefwurzler auf. Tiefe Wurzeln werden in der Regel nicht benötigt, da die Böden in der Tiefe keine Nährstoffe bieten und das Wasser im Überangebot an der Oberfläche vorhanden ist.

Nach Standorten differenziert man sechs Waldlandschaftstypen:

  • Terra firme: lokale Bezeichnung in Südamerika für überflutungsfreie „klassische “Hochwälder (terra firme = festes Land)
  • Varzea: saisonale Überflutungen durch Weißwasserflüsse treten auf
  • Igapo: saisonale Überflutungen durch Schwarzwasserflüsse treten auf
  • Sumpfwälder
  • Moorwälder
  • Heidewälder

Die Immerfeuchten Tropen – Tiere

Regenwälder sind äußert artenreich. Man findet hier die höchste Biodiversität auf der Erde. Die Arten treten aber nur in geringer Individuenzahl auf, wobei die meisten Arten in den höheren Stockwerken des Waldes leben. Hauptsächlich handelt es sich um kleinwüchsige Herbivore (Papagei, Faultier). Raubtiere wie Jaguar, Ozelot oder Leopard kommen eher seltener vor.

Die Immerfeuchten Tropen – Nutzung und Ressourcen

Die Bevölkerungsdichte der Immerfeuchten Tropen ist gering.

Leider kommt es jedes Jahr zu erheblichen Waldrodungen – allein im Jahr 2017 im brasilianischen Amazonas wurden 7.893 Quadratkilometer Regenwald, also 3x das Saarland, vernichtet (Quelle: WWF).

Die agrare Nutzung wird traditionell in Form von Brandrodungs-Wanderfeldbau (Shifting Cultivation) betrieben. Häufig wird Maniok, Yams, Taro, Hirse und Mais angebaut.  In Südostasien wird Landwirtschaft auch in Form von Bewässerungsreisbau betrieben. Bei der Brandrodung und der damit einhergehenden Aschedüngung wird vorübergehend der pH-Wert der Böden angehoben. Der pH-Wert sinkt aber relativ schnell wieder ab, längere Brachezeiten (15-30) Jahre sind die Folge. Die ursprüngliche Brandrodung, wie sie die Einheimischen über viele Jahrhunderte betrieben haben, ist stabil und erträglich für das Ökosystem. In großem Maßstab, bspw. für den Bau von Plantagen, schädigt sie Fauna und Flora aber immens.

Mittlerweile sind riesige Plantagen mit marktorientierten Dauerkulturen wie Ölpalmen, Kautschuk und Kakao aber weit verbreitet. Auf Rodungsland wird auch extensive Weidewirtschaft betrieben. Das Video zeigt das Ausmaß der Abholzung des Regenwaldes für Palmölplantagen in der indonesischen Provinz Papua. Mehr Informationen dazu hier. Besonders fatal sind die Rodungen für den Palmöl-Anbau für die ohnehin schon bedrohten Orang-Utans.

Darüber hinaus bestehen teilweise sehr große Rohstoffvorkommen – insbesondere an Erdöl und -gas, Bunt- und Edelmetallen, Bauxit und Edelsteinen. Auch das für die Akkus von Elektroautos benötigte Kobalt findet man in den Immerfeuchten Tropen. 60 % des Rohstoffs kommen aus der Demokratischen Republik Kongo, wo es aus ökologischer und humanitärer Sicht unter katastrophalen Zuständen gewonnen wird.

Quelle

Schultz, J. (2016): Die Ökozonen der Erde. Stuttgart (UTB). 

Titelfoto: https://pxhere.com/en/photo/17783 (CC0 Public Domain)