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Karren – Definition
Oberflächenformen der Karstgebiete reichen von Kleinformen in der Größe von wenigen Zentimetern bis zu Megaformen, die sich über Kilometer erstrecken. Kleinformen des Karstes bezeichnet man als Karren (vgl. Baumhauer 2006). Diese sind durch Lösung an der Gesteinsoberfläche entstanden. Abhängig von der Neigung der Oberfläche und der Struktur des Gesteins entwickeln sich verschiedene Typen von Karren (auch Schratten genannt).
Lochkarren
Lochkarren sind rundliche, ovale oder gestreckte Hohlformen in der Gesteinsoberfläche. Ihr Durchmesser beträgt lediglich einige Zentimeter, jedoch kann ihre Tiefe größer sein. Auf nackten Karstflächen beginnt ihre Entwicklung, indem sich in kleinen Vertiefungen des Kalksteins Regenwasser ansammelt und deren Lösung bewirkt. Durch weiteres Regenwasser wird das gelöste Material heraus gespült.
Unterhalb der Bodendecke entwickeln sich die Lochkarren noch intensiver in das Gestein und werden zu kommunizierenden Hohlräumen verknüpft (Ahnert 2009).
Rillenkarren und Rinnenkarren
Rillenkarren entwickeln sich auf entblößten, geneigten und kluftfreien Gesteinsflächen durch die Lösungstätigkeit des ablaufenden Regenwassers. Diese Rillen weisen eine Breite von einigen Zentimetern auf und verlaufen parallel zueinander in der Richtung des Gefälles (vgl. Ahnert 2009).
Die Breite wird in der Regel auf der ganzen Länge gleichmäßig beibehalten. Dadurch unterscheiden sie sich von den Rinnenkarren, die hangabwärts immer breiter werden und auch tiefer in das Gestein eingreifen. Sie weisen zudem einen unregelmäßigen, leicht gewundenen Verlauf auf. Diese beiden Karrenformen gehen auf eine lösungsgesteuerte Spülkorrosion des auf den Gesteinsoberflächen gravitativ abfließenden Wassers zurück (vgl. Leser 2003).
Rinnenkarren am Silberen, Schweiz
Von Vodimivado, CC BY-SA 3.0, Link
Kluftkarren
An der Gesteinsoberfläche ausstreichende Klüfte werden zu Leitlinien des ablaufenden Wassers und stellen gleichzeitig Infiltrationsbahnen der Versickerung dar. Die Lösungsarbeit des in die Klüfte eindringenden Wassers erweitert diese zu breiten, tiefen Kluftkarren.
Im Querschnitt (z.B. einer Steinbruchwand) wirken mit Lehm gefüllte Kluftkarren wie Schlote und werden daher auch als Karstschlotten bezeichnet (vgl. Ahnert 2009).
Kluftkarren an einer Schichttreppe in Montenegro
Von Pavle Cikovac – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Entstehung von Karren
Von flachen Rillenkarren ausgehend werden auf der Oberfläche des Kalksteins durch Lösung schmale Spalten gebildet. Diese tasten den Klüften nach. Sukzessive fortschreitende Lösung sorgt dafür, dass sich die Klüfte nach dem Prinzip der Selbstverstärkung durch immer größere Angriffsflächen weiter ausweiten. In diesen Klüften sammelt sich Verwitterungsmaterial an, welches durch seine permanente Feuchte das Gestein weiter zerstört.
Der Kalkblock ist schließlich in scharfkantige Karren zerlegt, die mehrere Meter tief werden können. Im weiteren Verlauf kann Verwitterung die Karrenfelder durch Lösung erniedrigen, worauf unlösliche Verwitterungsrückstände eine Fläche ausbilden, aus der nur noch einzelne Teile des noch nicht verwitterten Kalkes herausragen (Leser 2003)
Quellen
Ahnert F. (2009): Einführung in die Geomorphologie. 4. Aufl., Stuttgart.
Baumhauer, R. (2017): Einführung in die Physische Geographie. Darmstadt.