Periglaziale Formen – Eiskeile, Pingos, Palsas und Thufure

Eiskeile

Bei Eiskeilen handelt es sich um keilförmige, eisgefüllte Spalten, welche vom Auftauboden bis in den Permafrost reichen. Sie entstehen durch die thermische Kontraktion des gefrorenen Bodens.

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Eiskeile auf Island
Von Till Niermann (Till.niermann) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Voraussetzung für die Bildung von Eiskeilen sind Frostrisse. Im Frühjahr bzw. Frühsommer füllen sich die Spalten mit wieder gefrierendem Schmelzwasser. Somit wird das vollständige Schließen der Risse unterbunden und unterhalb der Auftauschicht Spalteneis gebildet (Segregationseis). Sie entstehen aufgrund von Volumenänderungen des in den Boden eingedrungenen Wassers beim Gefrieren oder durch Kontraktion eines Bodens bei starker Abkühlung. Wiederholt sich dieser Prozess mehrmals, werden massive Eiskeile gebildet, welche zu Eiskeilnetzen zusammenwachsen können.

Pingos

Als Pingos bezeichnet „die größten Vollformen der periglazialen Landoberflächen mit Durchmessern von 30-600 m und bis zu 70 m Höhe.(Baumhauer et. al. 2017, S. 122)

Der größte Pingo Kanadas: Ibyuk-Pingo in den Nordwest-Territorien
Bildquelle: https://www.flickr.com/photos/adam_jones/9460732764

Der Begriff geht auf die Inuit zurück. Man differenziert zwei Typen nach der Entstehung:

  • geschlossener oder MackenzieTyp: entsteht bei Verlanden eines Sees, unter dem sich ein Talik ausgebildet hat, im kontinuierlichen Permafrost. Der Talik gefriert dabei von oben und von der Seite. Dadurch wird der kryostatistische Druck auf das noch nicht-gefrorene Wasser immer größer. Das Wasser wird dann nach oben gedrückt, wodurch sich ein massiver Eiskörper bildet, welcher die überlagernde Deckschicht aufwölbt
  • offener oder Ostgrönlandtyp: entsteht im diskontinuierlichen Permafrost, wenn versickerndes Oberflächenwasser unter hydrostatischen Druck nach oben gepresst wird. Sie treten an flachen Unterhängen oder an Talflanken im subpolaren Periglazial auf.

Wenn Pingos eine bestimmte Größe überschreiten, kann ihre Deckschicht aufreißen. Dies führt dazu, dass die isolierende Wirkung verloren geht und der Pingo auftaut.

Video zur Entstehung eines Pingo:

Palsas

Palsas sind „10 – 30 m breite, 15 – 150 m lange und bis zu 10 m hohe Torfhügel, die in Mooren in der diskontinuierlichen oder sporadischen Permafrostzone vorkommen.“ (Baumhauer et. al. 2017, S. 122)

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Eine Gruppe von Palsas von oben gesehen
By Dentren at English Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link

Hierbei wächst die Eislinse durch seitliche Wasserzufuhr, Niederschlag oder Zufluss von Hängen. Wie Pingos bestehen Palsas auch aus einem gefrorenen Kern und angehobenen Bodenmaterial. Bei Palsas handelt es sich dabei um Moorboden.

Thufure

Als Thufure bezeichnet man „rundliche bis ovale, vegetationsbedeckte Kuppen mit feinmaterialreichem Kern.(Baumhauer et. al. 2017, S. 122)

Thufure in Südwest England
Bildquelle: https://adriancolston.wordpress.com/tag/thufur/

Sie sind als Buckel aus Feinerde mit 0,5 bis 2 Meter Durchmesser und 0,5 bis 1 Meter Höhe in der Landschaft zu sehen. Ihr Auftreten ist – anders als bei Pingos und Palsas – nicht an Permafrost gebunden, da sie sich bereits bei saisonalem Frost bilden können.

Quellen

Roland Baumhauer, Brigitta Schütt, Steffen Möller, Christof Kneisel, Elisabeth Tressel (2017): Einführung in die Physische Geographie (Geowissenschaften Kompakt). Nürnberg.

Zepp, H. (2008): Geomorphologie: Grundriss Allgemeine Geographie. 4. Aufl., Stuttgart.

Rainer Glawion, Rüdiger Glaser, Helmut Saurer, Michael Gaede, Markus Weiler (2009): Physische Geographie. 2. Aufl. Braunschweig.