Städtenetze – Definition, Ziele, Typen

Städtenetze – Definition

Es gibt keine allgemein gültige Definition von Städtenetzen. Laut Lexikon der Geographie sind Städtenetze „informelle Kooperation zwischen Städten einer Region mit dem Ziel der Bewältigung zukünftiger Anforderungen der Raumordnung.

Ziele der Bildung von Städtenetzen

  • unter dem Leitbild der „dezentralen Konzentration“ sollen sie der Stabilisierung der polyzentrischen Raum- und Siedlungsstruktur dienen
  • Mobilisierung endogener Potenziale durch die Nutzung netzinterner Vorteile
  • Schaffen neuer Standortqualitäten durch die ökonomisch und ökologisch nachhaltige Nutzung von lokalen Ressourcen
  • Einrichtung eines gemeinsamen Stadtmarketings
  • gemeinsame Wirtschaftsförderungs- und Gewerbeansiedelungspolitik
  • gemeinsames Auftreten vor der Regierung
  • Wettbewerbsvorteile

Typen von Städtenetzen

nach A. Priebs (1996)¹ :

  • funktionale Städtenetze: System von Städten, die in unterschiedlicher Weise funktional miteinander verbunden sind (z.B. durch Pendlerströme) → deskriptives Begriffsverständnis
  • strategische Städtenetze: strategische Allianzen, um netzinterne Vorteile zu erreichen und die gemeinsame Außendarstellung zu verbessern (z.B. Erhalt eines Unistandortes, Verbesserung des ÖPNV, Erhalt eines militärischen Standortes) → bewusste Zusammenarbeit zur Erreichung raumwirksamer Ziele (z.B. Städtequartett Diepholz/Vechta/Lohne/Damm)
  • normative Städtenetze: zum Zwecke der Regional- und Landesentwicklung durch Gesetz oder Verordnung (z.B. Städtenetz „Sachsendreieck“ Dresden/Leipzig/Chemnitz/Zwickau, Nürnberg/Fürth/Erlangen, Gießen/Wetzlar, Friedrichshafen/Ravensburg/Weingarten) Informelle oder formelle Zusammenschlüsse von Städten, die räumlich oder funktional bedingt übereinstimmende Interessen haben; basieren auf Freiwilligkeit, Selbstorganisation und kommunaler Eigeninitiative der beteiligten Städte
  • Internationale Städtenetze: großräumige Vernetzung von Städte bzw. das Netz von sog. Eurocities
  • Intraregionale Städtenetze: Vernetzung von nahe beieinander liegenden Städten, häufig von gleicher oder ähnlicher Größenordnung
In Deutschland wurden Städtenetze seit der Veröffentlichung des„Raumordnungspolitischen Orientierungsrahmen. Leitbilder fürdie räumliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland“  Ende 1992 innerhalb der Raumordnung zunehmend wichtig.
Beispiel eines geförderten Städtenetzes ist das Städtenetz M-A-I (München – Augsburg – Ingolstadt). Eine Abbildung des Spektrum Akademischer Verlag zeigt weitere Städtenetze.

Quelle

Martin, Christiane (Herausgeber),‎ Brunotte, Ernst (Herausgeber),‎ Gebhardt, Hans (Herausgeber),‎ Meurer, Manfred (Herausgeber),‎ Meusburger, Peter (Herausgeber),‎ Nipper, Josef (2005): Lexikon der Geographie. Heidelberg.
¹ PRIEBS, A. 1996a: Städtenetze als raumordnungspolitischer Handlungsansatz – Gefährdung oder Stütze des Zentrale-Orte-Systems? In: Erdkunde 50.