Küstenarten

Küsten entstehen durch ein sehr komplexes Zusammenwirken einer Vielzahl von Kräften. So wirken unter anderem Lithosphäre, Relief und Sedimentzufuhr vonseiten des Festlandes und Wellenintensität und Meeresspiegel vonseiten des Wassers.

Grundsätzlich kann eine Küste durch das Meer aufgebaut (konstruktiv), abgebaut (destruktiv) oder erhalten (konservativ) werden.

Veränderungen des Meeresspiegels oder Senkung bzw. Hebung des Landes führen zu einem Vordringen der Uferlinie, also einer positiven Strandverschiebung, was man Transgression nennt.

Das Gegenstück zur Transgression ist die Regression, also das Vorrücken des Landes, was durch Sinken des Meeresspiegels oder Aufsteigen des Landes geschieht.

Küstenklassifikationen

Glawion et. al. 2009 klassifiziert Küsten nach Morphologie und Topographie nach ihrer Form (A), dem Gestein (B) und in Sonderformen (C):

(A) Form: Flachküsten und Steilküsten
(B) Gestein: Lockermaterial und Felsküste
(C) Sonderformen:
1. Sichtwasserküsten mit Gezeiten
– Wattküsten
– Mangrovenküsten
2. Korallenküsten (Tropen)
3. Flussmündungsküsten, z.B.
– Ästuare
– Deltas

Daneben existiert auch die Klassifizierung von Küstenformen nach Valentin (1952), welcher nach der Genese der Küste klassifiziert.

Flachküsten

Flachküsten sind gegliedert in Schorre und Strand.

Die Schorre ist der Bereich des ständig bewegten Wassers. Landseitig ist ihre Grenze die Linie des mittleren Niedrigwassers und meerseitig die Wellenbasis. Typische Elemente der Schorre sind Riffe oder Barren. Dabei handelt es sich um lang gezogenem küstenparalelle Sand- oder Kiesakkumulationen, welche aus Wellenbewegungen entstehen.

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Eine Flachküste in Ostende, Belgien
Bildquelle: geohilfe.de 2019

Der Strand ist dahingegen der Bereich von der Linie des mittleren Niedrigwassers bis zur obersten Hochwassergrenze. Er ist zeitweise trocken und sporadisch von Wasser umspült.

Grund für die Entstehung von Flachküsten ist die Materialakkumulation im Zuge der nachlassenden Transportkraft des Wassers, wenn es auf flach ansteigendes Land trifft.

Steilküsten

An Steilküsten dominieren im Festgestein Prozesse der marinen Abrasion (Abtragung). Merkmale einer Steilküste sind ein sehr steil abfallendes Kliff und eine Abrasionsplattform oder Brandungsplattform. So nennt man eine flach ausgebildete Verebnung, welche durch die schleifende Wirkung bewegter Gesteinsfragmente geformt wird.

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Eine Steilküste in Schottland
Bildquelle: geohilfe.de 2018

Am Fußbereich des Kliffs bilden sich oft Brandungshohlkehlen. Dabei handelt es sich um eine kleine Hohlform, die sich vertieft, bis das überstehende Kliff nachstürzt. Falls das Gestein sehr stark geklüftet oder aus unterschiedlich abtragungsresistenten Schichten aufgebaut ist, können Formen wie Brandungshöhlen, -nischen, -tore, -gassen und -pfeiler entstehen.

Wattküsten und Mangrovenküsten

Wattküsten gehören zu den Gezeitenküsten. Watt ist wie folgt definiert:

Als Watt […] bezeichnet man Meeresteile, die zwischen mittlerem Tidenniedrigwasser und mittlerem Tidehochwasser liegen und daher durch die Gezeitenwirkung periodisch überflutet werden oder trockenfallen. (Baumhauer et. al. 2017, S. 152)

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Beim Wattenmeer an der Nordsee handelt es sich um das größte Watt der Erde
Bildquelle: https://pxhere.com/de/photo/1146070

Das Watt besteht im tieferen meerwärtigen Bereich aus Sand (grob) und in Bereichen geringerer Wassertiefe in Buchten oder auf der landwärtigen Seite von Inseln aus Schlick (feine Mischung aus Schluff, Ton und organischem Material). Die Sedimentation wird begünstigt, durch die Stengel salzliebender Pflanzen wie den Queller. Trockengefallene Teile werden als Marsch bezeichnet.

An der deutschen Nordseeküste sind die Wattsedimente 10 bis 20 Meter mächtig.

Die tropische Form der Wattküste ist die Mangrovenküste. Hier wird die Sedimentation unterstützt durch die Stelzwurzeln der Mangroven.

Mangroven in Florida
Bildquelle: geohilfe.de 2019

Korallenküsten

Korallenküsten und Korallenriffe zählen zu den organisch aufgebauten Küsten. Korallenküsten besitzen dabei mehrere Korallenriffe.

Ein Riff ist eine lang gestreckte, meist bis zur Wasseroberfläche reichende Aufragung des Meeresbodens. (Baumhauer et. al. 2017, S. 152)

Korallen benötigen zum Wachsen warmes, klares und sauerstoffreiches Wasser mit einer Temperatur von mindestens 18°C, was so momentan nur noch in den tropischen Flachmeeren gegeben ist.

Deltaküsten und Ästuarküsten

Von Flussmündungen geformte Küsten heißen Deltaküsten.(Baumhauer et. al. 2017, S. 152)

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Eine Falschfarbendarstellung des Lena-Deltas in Russland

Ästuarküsten sind durch starke Gezeiten trichterförmig erweiterte Mündungen von Flachlandflüssen (Elbe- und Themseeinmündung) (Baumhauer et. al. 2017, S. 152)

Generell bilden die an der Nordsee mündenden Flüsse ein Ästuar aus, da die Nordsee einen großen Tidenhub hat, häufig Stürme auftreten und die Flüsse recht geringe Frachtmengen mit sich führen.

Quellen

Roland Baumhauer, Brigitta Schütt, Steffen Möller, Christof Kneisel, Elisabeth Tressel (2017): Einführung in die Physische Geographie (Geowissenschaften Kompakt). Nürnberg.

Zepp, H. (2008): Geomorphologie: Grundriss Allgemeine Geographie. 4. Aufl., Stuttgart.

Rainer Glawion, Rüdiger Glaser, Helmut Saurer, Michael Gaede, Markus Weiler (2009): Physische Geographie. 2. Aufl. Braunschweig.